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Welche Nebenwirkungen gibt es? 

Eine Nebenwirkung ist eine neben der beabsichtigten Hauptwirkung eines Arzneimittels auftretende Wirkung eines Medikaments. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird auch der Begriff unerwünschte Arzneimittelwirkung verwendet. Nach der gesetzlichen Definition sind Nebenwirkungen jene beim bestimmungsgemäßen Gebrauch eines Arzneimittels auftretende schädliche, unbeabsichtigte Reaktionen – die fast bei jedem Medikament auftreten.

Nebenwirkungen – Handout

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Nebenwirkungen unter Imatinib (Glivec®)

Die häufigsten Nebenwirkungen unter Imatinibtherapie sind meist gering ausgeprägt (Schweregrad 1–2):

  • Übelkeit
  • Durchfall
  • Fatigue (Müdigkeit)
  • Hautausschlag und Sonnenempfindlichkeit
  • Muskelkrämpfe
  • Ödeme (Wassereinlagerungen)
  • Anämie
  • Gewichtsverlust
  • Blutungen

Um seltene Nebenwirkungen wie Veränderungen der Leber- und Nierenwerte wie auch die Anämie (Verminderung der Konzentration des roten Blutfarbstoffs und/oder der Anzahl der roten Blutkörperchen) und Neutropenie (Abfall der weißen Blutkörperchen und damit Mangel an Abwehrzellen im Blut) rechtzeitig zu erkennen, muss die/der behandelnde Ärztin/Arzt regelmäßige Blutabnahmen durchführen.

Übelkeit: Übelkeit tritt meistens kurz nach der Einnahme auf, die mit Erbrechen einhergehen kann.

Maßnahmen:

  • Medikamenteneinnahme nicht auf leeren Magen
  • Medikamentendosis aufteilen
  • Medikamente mit viel Flüssigkeit, Wasser oder Tee einnehmen, nicht mit Fruchtsäften oder Milch einnehmen
  • Einnahme von Antiemetika z. B. Paspertin® ca. eine halbe Stunde vor Medikamenteneinnahme
  • Tees trinken: vor allem Ingwer, Pfefferminz, Kamille und Melisse

Bei starkem, lange anhaltendem Erbrechen kann die Medikamentenaufnahme reduziert sein. Bitte einen Arzt konsultieren.

Durchfall: Unter Durchfall (Diarrhoe) versteht man einen zu häufigen, zu flüssigen und zu voluminösen Stuhlgang mehr als drei Mal täglich. Die Konsistenz des Stuhls ist vermindert oder flüssig (mehr als 75 % Wassergehalt) und die Stuhlmenge ist deutlich vermehrt.

Maßnahmen:

  • viel trinken
  • Diät halten, wenig Milchprodukte, dafür Bananen und andere Quellstoffe essen
  • Immodium – vom Hausarzt zu verschreiben

Bei anhaltendem, starkem Durchfall besteht die Gefahr, dass das Medikament vermehrt ausgeschieden wird. Bitte einen Arzt konsultieren.

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Fatigue (Müdigkeit): Müdigkeit und Erschöpfung tritt häufig ein paar Stunden nach Medikamenteneinnahme auf. Ursachen der Müdigkeit können auch eine Blutarmut (Anämie), Unterzuckerung, Depression, Traurigkeit und Schlafstörungen sein.

Maßnahmen:

  • Medikamenteneinnahme zum Abendessen
  • Kräfte einteilen, Ruhepausen einplanen, Tagesplan aufstellen
  • Regelmäßige Nahrungsaufnahme
  • Bewegung/Sport
  • Psychologische Betreuung
  • Blutwerte kontrollieren lassen
  • Mit dem Partner schlafen gehen ☺

Hautausschlag: Der Hautausschlag tritt meistens an den Unterarmen und am Rumpf auf und ist häufig mit starkem Juckreiz verbunden. Viele PatientInnen beschreiben eine höhere Empfindlichkeit gegen Sonneneinstrahlung

Maßnahmen:

  • Rückfettende Pflegeprodukte benutzen
  • Keine parfümierten Pflegeprodukte verwenden
  • Nach dem Baden/Duschen eincremen
  • Sonnenschutz durch angemessene, leichte nicht enganliegende Kleidung und erhöhten Lichtschutzfaktor
  • Antihistaminika bei starkem Juckreiz
  • In seltenen Fällen Cortison als Salbe oder zum Schlucken; diese sind von Ärztin/Arzt zu verschreiben

Muskelkrämpfe: Die Muskelkrämpfe treten meist nachts, schubweise in Händen, Füßen und/oder Waden auf.

Maßnahmen:

  • Im Akutfall: dehnen und massieren
  • Wechselduschen (warm/kalt) für die Durchblutung
  • Wärme
  • Zufuhr von Magnesium und Calcium

Ödeme (Wassereinlagerungen): Leichte Ödeme treten bei über 50 % aller PatientInnen auf. Schwere Ödeme finden sich hingegen nur bei 1–3 % aller PatientInnen. Zeichen von Ödemen sind vor allem Schwellung im Bereich der Augen, geschwollene Unterschenkel, Gewichtszunahme und in seltenen Fällen Atemnot.

Maßnahmen:

  • Gewichtskontrolle
  • Salzzufuhr reduzieren
  • Bewegung
  • Hochlagern der Beine
  • Einnahme eines Diuretikums, von Ärztin/Arzt zu verschreiben

Anämie (Mangel an roten Blutkörperchen): Symptome einer Anämie sind vielseitig und bestehen meist aus Müdigkeit und Schwäche, Blutdruckabfall, Herzrasen, Haut- und Schleimhautblässe, Leistungsabfall, Konzentrationsmangel. Eine Anämie muss durch eine Laboruntersuchung festgestellt werden.

Maßnahmen:

  • Substitution von Eisen oder Vitamin C
  • Ab bestimmten Blutwerten Verabreichung von Blutkonserven

Gewichtsverlust: Gewichtsverlust geht häufig einher mit Fatigue, Übelkeit, Durchfall und allgemeinem Unwohlsein. Er kann jedoch auch nach Magen-Darm-Operationen aufgrund einer dadurch bedingten Veränderung der Nahrungsaufnahme auftreten.

Maßnahmen:

  • Mehrere, kleine Mahlzeiten zu sich nehmen
  • Bevorzugen Sie leichte verdauliche Speisen
  • Auf ausreichend Bewegung achten
  • Vollkornprodukte

Blutungen: Blutungen sind für eine/n Patientin/Patienten schwer zu erkennen. Anzeichen können sein: schwarzer Stuhl, rote Auflagerungen im Stuhl, starke, stechende Schmerzen.

Maßnahmen:

  • Unverzüglich Ihre/n Ärztin/Arzt aufsuchen

Nebenwirkungen von Sunitinib (Sutent®)

Nebenwirkungen unter dem Medikament mit Sunitinib sind recht häufig, jedoch mit einem geringen Schweregrad. Die häufigsten Nebenwirkungen sind wie bei der Therapie mit Imatinib:

  • Fatigue (Müdigkeit)
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Bauchschmerzen
  • Nebenwirkungen, die unter Sunitinib zusätzlich auftreten können
  • Hand-Fuß-Syndrom
  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Entzündung der Mundschleimhaut
  • Bluthochdruck
  • Neutropenie (Verminderung der weißen Blutkörperchen)
  • Veränderungen der Linksventrikelfunktion des Herzens

Ein Teil der oben genannten Nebenwirkungen ist bereits bei der Therapie mit Imatinib beschrieben worden. Nebenwirkungen, die speziell unter der Therapie mit Sunitinib auftreten:

Hand-Fuß-Syndrom: Das Hand-Fuß-Syndrom ist eine flächige, schmerzhafte Rötung mit diffuser Schwellung an den Handflächen und Fußsohlen. Diese kann von einem Brennen, Kribbeln und Taubheitsgefühl begleitet sein. In schweren Fällen kann es zu einer Blasenbildung mit anschließendem Ablösen der Haut kommen, meist im Bereich der mechanisch belasteten Areale.

Maßnahmen:

  • Prophylaxe: Entfernung der Hornhaut, Vermeidung von Druck (zu enges Schuhwerk), kalte Fußbäder
  • Uridinhaltige Cremen
  • Hanfölsalbe
  • Schmerztherapie
  • Vitamin-B6-Substitution
  • Glykokortikosteroide als Salbe; von Ärztin/Arzt zu verschreiben

Schilddrüsenunterfunktion: Bei einer Schilddrüsenunterfunktion kommt es zu einer mangelhaften Versorgung des Körpers mit Schilddrüsenhormon. Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse läuft der Stoffwechsel des Körpers langsamer ab. Die Folgen sind geringere körperliche und geistige Leistungsfähigkeit. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann anhand von Blutuntersuchungen nachgewiesen werden.

Maßnahmen:

  • Kontrolle und Substitution der Schilddrüsenhormone durch den Hausarzt

shutterstock_205865755Bluthochdruck: Die optimalen Blutdruckwerte liegen bei 120/80 mmhg, sollten Ihre Werte auf 140/90 oder höher steigen, so sollten Sie dieses Ihrer/Ihrem behandelnden Ärztin/Arzt mitteilen.

Maßnahmen:

  • Medikamentöse Blutdruckeinstellung über Ihre/n Hausärztin/Hausarzt

Entzündung der Mundschleimhaut: Eine Mundschleimhautentzündung kann sich durch unterschiedliche Beschwerden bemerkbar machen, hierzu zählen Schmerzen, Schwellung, Rötung, Brennen, Juckreiz, Aphten, Zahnfleischbluten oder vermehrter Speichelfluss.

Maßnahmen:

  • Mundspülungen mit Xylocain
  • Volon-A-Haftsalbe für offene Stellen und Aphten

 

Wechselwirkungen von Imatinib und Sunitinib

Die beiden Medikamente Imatinib und Sunitinib werden in der Leber durch einen bestimmten Enzymkomplex (Isoenzym CYP3A4 der Gruppe Cytochrom P450) abgebaut und blockieren gleichzeitig andere Enzymsysteme, so dass diese nicht mehr ihre übliche Funktion erfüllen können. Veränderungen dieser Enzymkomplexe können durch bestimmte Medikamente erhöht oder erniedrigt werden.

Maßnahmen:

  • Bei der Einnahme von neuen Medikamenten, nehmen Sie bitte Kontakt mit Ihrer/Ihrem behandelnden Ärztin/Arzt auf.
  • Vermeiden Sie die Einnahme von Grapefruit, Sternfrucht und deren Säfte sowie auch die Einnahme von Johannis-Kraut-Präparaten. 

— Kira Brämswig